Freitag, 24. Juli 2009

Fachjargon ist doch auch nur eine Art von Slang

Wenn ich an das Wort "Fachjargon" denke, stelle ich mir gebildete Akademiker (nein, nicht ALLE Akademiker sind auch gebildet, sonst hätte die Wirtschaftskrise ja eigentlich auch nicht ausbrechen können, oder???) vor, die irgendwelche komplexen Rechnungen an einer vollgekritzelten Tafel vornehmen und in einer Sprache sprechen, die ich nicht als Deutsch identifizieren würde.
Meistens schmeißen sie mit Fachbegriffen um sich, die man in einer gut sortierten Bibliothek, aber nicht in der Realität wiederfindet. Das ist dann auch das Problem diese hypergebildeten Menschen, die nur in einem Latein-Deutsch-Mix kommunizieren können (leider haben sie meistens keinen Kommunikationspartner in menschlicher Gestalt. Entweder reden sie mit Versuchstieren, ihrem Spiegelbild oder einer Tafel). Die meisten Normalos verstehen nämlich nicht, was sie einem sagen möchten und geben es schnell auf, es zu versuchen. Da bleiben meistens nur noch Kollegen und andere Gleichgesinnte, die lieber Matheformeln als die Bild-Zeitung lesen und im Fernsehen nur auf phoenix und arte schalten anstatt RTL oder Pro7 zu gucken.
Deswegen entwickeln sich diese Menschen eigentlich auch zu einer Randgruppe. Genau so wie die Menschen, die zum Beispiel klischeemäßig abends vor einer brennenden Mülltonne in der Runde stehen und Rappermusik hören.
Auch diese Gattung von Mensch hat im Laufe der Zeit ihre eigene Sprache entwickelt und verständigt sich manchmal mit Worten, die ein Außenstehender nicht nachvollziehen kann.
Auch wir Westfalen sind in mancher Beziehung echte Slangsprecher (oder wer kennt Puschen oder einen Pölter, wenn er nicht zwischen Bielefeld, Paderborn und Detmold geboren ist? Immerhin hat sich schon jemand mal die Mühe gemacht, ein Buch darüber zu schreiben.).
Deswegen finde ich, dass der Fachjargon zu Unrecht positiv und der Slang negativ belegt ist. Ich zumindest komme mir auch doof vor, wenn ich bei einem Arzt bin und er mir auf Latein versucht zu erklären, was ich habe (und immerhin habe ich mein großes Latinum;)). Er kann doch auch einfach deutsch mit mir sprechen (muss auch nicht westfälisch sein - ich bin da flexibel).
Oder wenn ich in einem Baumarkt bin und als hilfloses Weibchen versuche, in eine männliche Domäne einzudringen. (Erzähl mir nichts über Maulschlüsselgrößen, Beton- oder Zementdichten, sondern gib mir einfach das in die Hand, was ich will und entlasse mich zur Kasse).
Da bevorzuge ich doch eher den Slang. Den versteht man meistens auch als Normalsterblicher und nicht realtitätsfremder Mensch. Wenn ich heute Abend über den Jahnplatz schlendern werde, weiß ich zumindest was gemeint ist, wenn jemand brüllt: "Ey, du Opfer gleich gibts auf die Fresse. Also verpiss dich, du Spast!!" (Wenn du nicht zum Opfer werden möchtest, verschwindest du lieber schnell. Der Gute kann die Zeiten nicht auseinanderhalten und spricht deswegen schon im Futur. Der Spast ist die Abkürzung von Spastiker und warum er diese Krankheit dazu missbraucht, um dir deutlich zu machen, dass er dir gleich Gewalt antun möchte, weiß er selber leider nicht. Dazu fehlen ihm leider ein paar Synapsen im Gehirn. Ich würde ihn aber auch nicht drauf ansprechen, denn ein Nichtakademiker kann besser mit der Faust als mit dem Mundwerk zulangen)

2 Kommentare:

  1. Was bist denn du jetzt eigentlich? Ein westfälischer-Halbakademiker? ;-)Das wär doch mal ne interessante Mischung. hehe
    Und diese Szene beim Arzt, die kann ich sehr gut nachempfinden. :-)

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  2. naja, ich bin auch kein entrückter naturwissenschaftler und kucke lieber phoenix als rtl. bei arte ist dann allerdings auch schluss. im grunde kuck ich eh nur pro7 wenn die simpsons laufen und ansonsten phoenix. das ist gleichermaßen bildend und einschläfernd ^^

    und dass akademiker schlechter mit dem fäusten argumentieren können als irgendwelche jahnplatzprolls würde ich auch nicht unbedingt als allgemeine wahrheit anerkennen ;)

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