Montag, 15. Juni 2009

Schöne Feierei

Lange Wochenenden bieten immer einen guten Anlass ausgiebig und an mehreren Abenden hintereinander zu feiern. Im Sommer ist dies bei den Deutschen meist mit einem Grill, einer Menge Bier und vielen gemeinsamen Stunden im Garten verbunden.
Auch ich bin dieses Wochenende in den Genuss gekommen zwei solchen Feiern beiwohnen zu dürfen. Ein Mal als Gast und ein Mal als "Zapfmeisterin" bei Bekannten. Beides Mal war ich nüchtern und konnte mein Umfeld in den verschiedenen Stadien des "nüchtern" übers "angeheitert" bis zum "schon sehr betrunken" sein beobachten.
Bei den Menschen, die man kennt, weiß man inzwischen wie der Alkohol das Gemüt verändern kann. Doch gerade bei Personen, die man das erste Mal in seinem Leben trifft, kann dies besser als der Blogbuster am Sonntag Abend sein.
Meine strategische Position direkt an der Zapfanlage hinter der Theke ermöglichte mir einen guten Ausblick über die anwesenden Gäste. Die Getränkebestellungen wandelten sich von Stunde zu Stunde genau so wie die Stimmung.
Am Anfang herrschte eher eine typisch westfälische Reserviertheit. Vereinzelte Grüppchen standen voneinander abgegrenzt und orderten zumeist in Gruppenbestellungen Bier, Radler und Altschuss.
Zur späteren Stunden jedoch vermischten sich die Gästegruppen immer mehr miteinander. Ein großes Knäul an Menschen bewegte sich immer ausgelassener zu Schlagern und Partyklassikern.
Das Bier wurde durch Ouzo, Jägermeister und Wodka ersetzt. Cola wurde nicht mehr mit Bier, sondern mit Bacardi getrunken und die Bestellungen wurden nicht mehr gesagt, sondern gelallt.
Neu gewonnene Freunde standen eng umschlungen an der Theke und tauschten bei einer Menge Kurzen Lebensweisheiten und tiefgehende Probleme aus.
Frei nach dem Motto: "Ehrlichkeit kennt keine Grenzen, Ehrlichkeit kennt kein Pardon." wurden die ein oder anderen Tipps gegeben wie "Gast A" "Gast B" besser gefallen würde: "Ein paar Kilo weniger würden dir schon besser stehen und wenn du dir dann noch ein neues Outfit kaufst, da haste bei jeder Frau ne Chance, auch bei mir!". Man erwartet nun das "Gast A" sich empört verabschiedet und "Gast B" den ganzen Abend keines Blickes mehr würdigt - ABER NEIN: anstatt beleidigt zu sein wurde das ganze mit einem Schnäpschen besiegelt und anschließend tanzte man Arm in Arm zu "Marmor, Stein und Eisen bricht...".
So nahm der Abend seinen Lauf bis das Zenit der guten Stimmung erreicht war. Einzige Streitpunkte sind nur noch welches Lied als nächstes gespielt wird, weil jeder einmal seinen persönlichen Song aus den Boxen erschallen hören möchte, um im Schein der Discokugel ein bisschen zu "schukeln"; der Schnaps, den der Bekannte für einen mitbestellt hat und den man eigentlich gar nicht mehr trinken möchte wie die letzten acht vorherigen auch schon und die Freunde, die schon aufbrechen wollen, obwohl der Abend doch noch "so jung(!)" ist.
Irgendwann gibt sie jedoch aufgrund des durchschnittlichen Promillewertes von 1,2 einen leichten Einbruch in der Partyqualität, aber natürlich nur aus Sicht der relativ bis komplett nüchternen Anwesenden so wie Meinereiner. Wo ich mir denke: "Es ist Zeit zu gehen" denkt die ausgelassene Feiergemeinde: "Einen Jägermeister bitte."
Gut, dass ich irgendwann "Feierabend" hatte und nach einigen Verabschiedungsszenen mit "neu gewonnen Freunden" wie dem "Musikmaster", dem Gläsereinsammler", dem "Tablettzurückbringer" und dem "Longdrinksmixer" (alles Gäste, die mir netterweise unter die Arme gegriffen haben) die Feiergemeinde verlassen konnte.
Natürlich war es ein unterhaltsamer Abend und unwohl gefühlt habe ich mich auch nicht. Aber es gibt eben einen Punkt, an dem sich der "Stocknüchterne" und der "Randvolle" trennen müssen, damit beide noch einen angehmen Ausklang des Abends erleben.
Ich in meinem Bett und die Gäste im Arm von Freunden, gehalten vom Bier und beschallt mit Nena, Wolle und CO.
Während ich heute Morgen mit klaren Kopf aufgestanden bin, werden sich viele noch mit leichtem Kopfschmerz im Bett befunden haben.
Aber was solls - Hauptsache jeder hatte seinen Spaß.
Und was lernt man daraus: Ja, ja der Alkohol ist nicht gut für die Leber und kann einen in einen Rauschzustand versetzen, aber er hilft eben auch einen etwas stockigen Westfalen in eine Partybombe zu verwandeln, die ganz locker mit Kritik von Fremden umgehen kann und sehr schnell neue Freunde gewinnt.

In diesem Sinne: PROST:)